Fernglas Kaufberatung
Beratung für Auswahl und Kauf eines Fernglases
Die Welt der Ferngläser ist für Neulinge nicht gerade leicht verständlich und bei der Vielzahl an Fachbegriffen ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Auf dem eigentlich recht kleinen Markt gibt es über 30 Hersteller, die in Summe über 1000 verschiedene Ferngläser anbieten. Wer keinen Anhaltspunkt hat, ist schnell überfordert mit dem vielfältigen Angebot.
Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Ratgeber zur Seite stellen, damit Sie im Dschungel der Anbieter nicht den Überblick verlieren und das richtige Fernglas für Ihren Bedarf finden. Wir setzen dafür allerdings voraus, dass Sie die Grundbegriffe bereits kennen. Falls nicht, sollten Sie zuerst lesen, wie ein Fernglas funktioniert.
Kriterien beim Kauf eines Fernglases
Beim Fernglaskauf sind hauptsächlich fünf Kriterien für die Entscheidung relevant:
- 1. Das Gewicht
- 2. Die Vergrößerung
- 3. Das Sehfeld
- 4. Die Austrittspupille
- 5. Das Glas
1. Das Gewicht
Das Gewicht kann sich in 2 Richtungen auswirken. Beim Transport ist ein sehr geringes Gewicht vorteilhaft, da man zum Beispiel beim Wandern möglichst wenig tragen möchte. Beim Beobachten ist ein schweres Fernglas vorteilhaft, weil man es leichter ruhig halten kann.
Wie schwer sind Ferngläser? Die Untergrenze liegt bei sehr leichten Pocket Ferngläsern etwa bei 200 Gramm. Ferngläser für die Astronomie können bis über 2 kg wiegen.
Unsere Empfehlung
Achten Sie bei einem normalen Fernglas (kein Pocket Fernglas) darauf, dass das Gewicht zwischen 700 Gramm und 1 kg liegt. Dies ist aus unserer Erfahrung der beste Kompromiss aus Handlichkeit und Stabilität beim Halten.
2. Die Vergrößerung
Die Vergrößerung ist für die meisten Anwender die zentrale Größe beim Fernglaskauf. Sie gibt an, um das wievielfache Dinge durch das Fernglas vergrößert erscheinen. Die beliebsten Vergrößerungsfaktoren sind 8fach und 10fach. Bei 10facher Vergrößerung erscheinen Objekte in 100 Meter Entfernung so groß als wären sie in 10 Meter Entfernung.
Ab einer höheren Entfernung ist es nicht mehr möglich, das Fernglas ruhig zu halten. Man benötigt dann ein Stativ oder ein Fernglas mit Bildstabilisierung.
Unsere Empfehlung
Wenn Sie keine sehr exotischen Anforderungen (Astronomie ausdrücklich ausgeschlossen) haben, empfehlen eine 7x, 8x oder 10x Vergrößerung. Dies sind die mit Abstand beliebstesten Werte für die meisten Ferngläser.
3. Das Sehfeld
Das Sehfeld ist als der Durchmesser der Fläche definiert, die senkrecht zur Sehlinie in einem Abstand von 1000 Meter übersehen werden kann. Es gilt
Sehfeld = Okularsehfeld / Vergrößerung
.
Das Sehfeld wird in Metern oder als Winkel in Grad angegeben, wobei 1° etwa 17,5 Metern entspricht. Ein zu kleines Sehfeld führt zum sogenannten Tunneleffekt – wie beim Blick in einen Tunnel.
Vom Sehfeld ist auch abhängig, ob ein Fernglas für Brillenträger geeignet ist. Als Brillenträger sollte man mit Brille mindestens 80% des Sehfeldes überblicken können. Der Abstand zwischen Okularlinse und Auge muss hierfür größer als 14mm sein.
Unsere Empfehlung
Als Käufer sollte man unbedingt auf das Okularsehfeld achten. Werte über 55° gelten hier als gut.
4. Die Austrittspupille
Die Austrittspupille ist definiert als
Austrittpupille = Objektivdurchmesser / Vergrößerung
.
Vorstellen kann man sich diese Austrittspupille als ein Lichtbündel bestimmter Größe, das direkt durch die Pupille auf die Sehnerven fällt und dort ein Bild erzeugt.
Wenn es dunkel ist, dann öffnet sich die Pupille des Auges weiter und lässt mehr Licht hindurch. Je höher also die Austrittspupille, desto besser ist das Fernglas auch bei schlechten Lichtverhältnissen zu benutzen, da mehr Licht hindurchkommt.
Unsere Empfehlung
Eine Autrittspupille von 4mm ist in Ordnung. Wer das Fernglas in schlechten Lichtverhältnissen einsetzen möchte (z.B. weil er in der Dämmerung jagen geht), sollte sich für ein Fernglas mit mindestens 6mm Austrittspupille entscheiden.
5. Das Glas
Das Licht muß in einem mittelgroßen Fernglas durch etwa 8-12 cm Glas hindurch. Es ist daher wichtig, daß sowohl die Glassorten, als auch die Glasverarbeitung erstklassig sind. Dazu gehören verschiedene Faktoren: Homogene Glasqualität, um wirklich sicherzustellen, daß das Glas, welches der Konstrukteur gemeint und gerechnet hat auch wirklich verarbeitet wird. Weitere Faktoren sind die präzise Fertigung aller optischen und mechanischen Bauteile und die aufwendige Vergütung zur Optimierung der Transmission und Reduzierung der Reflexe. Spitzenwerte der Transmission liegen hier knapp über 90%. Dies unterscheidet das aufwendige vom einfachen Glas. Darüberhinaus sind teure Gläser wasserdicht, tropentauglich, benutzen kein Gummi, sondern Naturkautschuk (wegen einer möglichen Gummiallergie) und können repariert werden. Man sollte jedoch dem Kunden, der nur an einem preiswerten Glas interessiert ist, weil er dieses nur ein paar Stunden im Jahr benutzen möchte, kein teures Glas vorführen, da er dann den Spaß an seinem einfachen Glas verliert. Merke: das Auge hat ein gutes Gedächnis für Qualität.
Ist ein Glas bei der kritischen Tagesbeobachtung gut, ist es normalerweise auch nachts gut. Alle kompetenten Hersteller achten darauf, daß die Vergütung so gewählt wird, daß die Transmissionskurve das Dämmerungssehen bevorzugt. Zur Zeit scheint hier Zeiss mit den neuen Victory-FL-Modellen ganz leicht vorne zu liegen. Es ist aber wie gesagt ein Wettrennen gleichwertiger Konkurrenten um noch mehr Leistung, das immer weitergeht und dann mit neuen Modellen neu entschieden werden wird.
Beliebte Fernglasarten und ihre Anwendungsgebiete
8×20 – das beliebte Kompaktfernglas
Ein 8×20 Fernglas ist ein sehr beliebtes kompaktes Fernglas. Diese Modelle wiegen um die 250 Gramm und sind damit so leicht, dass man sie problemlos den ganzen Tag tragen kann, ohne dass es störend ist. Negativ macht sich aber das eingeschränkte Sehfeld (wesentlich kleiner als bei anderen 8x Ferngläsern) und die schwache Dämmerungsleistung bemerkbar. Ein 8×20 Fernglas wird daher auch vorwiegend als Zweitfernglas eingesetzt.
8×32 – das Allround Fernglas
Ein 8×32 Fernglas ist geeignet, wenn man keine spezifischen Anforderungen hat. Mit ca. 600 Gramm ist es noch fast so leicht, wie ein Kompaktfernglas. Das Sehfeld ist in der Regel noch sehr groß und die Austrittspupille ist mit 4mm groß genug bemessen, um es bei Beginn der Dämmerung zu verwenden. Für Einsteiger, die noch keinen speziellen Anwendungsbereich ausgewählt haben, ist ein 8×32 aufgrund der Vielseitigkeit zu empfehlen.
7×42 – helles und wackelfreies Bild
Ein 7×42 Fernglas weist ein Sehfeld von 140-150 Metern auf und wiegt dabei etwa 800 Gramm. Positiv wirken sich Vergrößerung und Gewicht auf das ruhige Halten aus. Wer eine zittrige Hand hat, wird ein 7×42 Fernglas zu schätzen wissen. Mit einer Austrittspupille von 6mm kann das Fernglas auch eine hervorragende Dämmerungsleistung aufweisen.
10×42 – erste Wahl bei Ornithologen
Ein 10×42 Fernglas ist interessant, wenn man großen Wert auf Details legt. Besonders in der Vogelbeobachtung ist dieses Modell beliebt, da die hohe Vergrößerung viele Details sichtbar macht. 10×42 Ferngläser kommen auf ein Sehfeld von bis zu 115 Metern und das bei einem Gewicht von unter 800 Gramm.
8×56 – der Klassiker für Jäger
Das typische deutsche Jagdfernglas ist in der Regel ein 8×56 Fernglas. Im Mittelpunkt steht hier die Lichtstärke und die Detailerkennung. Besonders bei der Ansitzjagd in der Dämmerung kann ein 8×56 Fernglas bei der Lichtstärke punkten. Diese Tatsache macht das Glas auch mit leichten Einschränkungen für die Himmelsbeobachtung nutzbar.